Roman- und Theaterautor
Essayist
Professor
Zauberer
Luftschloss unter Tage von Michael Schneider Uraufführung 1982 am Landestheater Tübingen. Regie: Peter Kock |
Handlung
„Luftschloss untertage“ beleuchtet das Innenleben der 68er-Generation. Das Leben von neun Insassen einer komfortablen Wohngemeinschaft wird seziert, ihre Seelen, Träume, Wünsche, Ängste, die enttäuschten Hoffnungen, frustrierten Ideale diagnostiziert.
Vor zehn Jahren waren sie aufgebrochen, die Gesellschaft zu verändern. Inzwischen sind sie fast alle arriviert, haben sich behaglich eingerichtet zwischen Geschirrspülautomat und neuem Volvo und schweben in der Gefahr der Verbürgerlichung. Gerne widmen sie sich dem alten Gesellschaftsspiel: „Was haben unserer Erzeuger im Dritten Reich gemacht?“, ohne zu bemerken, dass sie selbst die wohlsituierten Mitläufer von heute sind.
Am Schluss der Appell: „Den Träumen nicht die Flügel abzuschneiden, sondern sie wahr zu machen, ist die Kunst.“
Pressestimmen
„Ein deutscher Schriftsteller, der Mitarbeiter von Enzensbergers „Kursbuch“ und zugleich Mitglied des „Magischen Zirkels“ ist, scheint theoretisch undenkbar, und wenn es ihn trotzdem gibt, so ist diese Verbindung von Engagement und Spielfreude ein Glücksfall, der allein durch seine Existenz manchen Pessimismus wiederlegt. Nur wenn sich Gegensätze so mischen oder in eins zusammenfallen, kann etwas gelingen, was man kürzlich im Tübinger Landestheater bei Michael Schneiders Vierakter „Luftschloss untertage“ erlebte: ein sehr ironisches Stück über die älter gewordenen Achtundsechziger und ihre „Negativromantik“ bekommt den einhelligen Beifall eines durchweg jugendlichen Publikums in einer Universitätsstadt.“ Clara Menck, FAZ
„Michael Schneider, der Autor des Stücks ‚Luftschloss untertage’, war damals selbst dabei. Er gehörte zum führenden Kreis der Berliner Studentenbewegung um Rudi Dutschke. Zehn Jahre danach setzt er sich damit auseinander, was aus Seinesgleichen geworden ist. Sie sind inzwischen alle Intellektuelle ... haben ihr materielles Auskommen, sind arriviert, haben sich behaglich eingerichtet zwischen Geschirrspül-automat und neuem Volvo... Und auf die Annehmlichkeiten des Kapitalismus wollen sie nicht verzichten. Soweit so schlecht. Viel schlimmer erscheint jedoch, dass sie das ‚Prinzip Hoffnung’ fast völlig aufgegeben haben, den Glauben an eine bessere Welt. Das ist die Grundtendenz bei allen Figuren. ... Michael Schneider ist mit diesem Stück ein engagiertes Portrait seiner eigenen Generation gelungen. Er hält ihr den Spiegel vor, will sie wachrütteln und ihr Mut machen, wieder an’ s Prinzip Hoffnung zu glauben.“ Joseph Weishaupt, Radio Bremen