Klappentext
Öffentliche Debatten und Kontroversen über die »deutsche Vergangenheit« gehören seit einigen Jahren zum - fast schon rituellen - Szenario deutscher Gedenktage. All diesen Debatten indes ist eines gemeinsam: die nahezu ausschließliche Fixierung auf den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden. Über die Verbrechen jedoch, die im Zuge des »Unternehmens Barbarossa« an Millionen Russen verübt worden sind, über die nationalsozialistische Geopolitik des Hungers, das Massensterben in den Lagern für sowjetische Kriegsgefangene, die »Verbrannten Dörfer«, die Blockade Leningrads - darüber wird in der Bundesrepublik noch immer nicht gesprochen. Die meisten Bundesbürger gehen noch heute von der irrigen Vorstellung aus, die über 20 Millionen Toten auf sowjetischer Seite seien Opfer »normaler« Kriegshandlungen gewesen. Mindestens zehn Millionen aber sind zwischen 1941 und 1945 außerhalb der eigentlichen Kampfhandlungen zu Tode gekommen - ein Tatbestand, der es wohl rechtfertigt, von Völkermord zu sprechen.
Michael Schneider hat dieses monströse Kapitel der deutschen Vergangenheit aufgearbeitet. Es ist sein Versuch, die weißen Flecken der westdeutschen Historiographie und in der »Historiker-Debatte« nachgerade auszufüllen.
Pressestimmen
„Michael Schneider hat auf nur 160 Seiten ein Stück Geschichte des Zweiten Weltkrieges exemplarisch aufgearbeitet, das im Westen der Politik geopfert worden ist: der deutsche Vernichtungsfeldzug im Osten, seine Vorbereitung und seine Ziele wurden jahrzehntelang von den deutschen Geschichtsschreibern verzerrt dargestellt....Durch die Dichte der Fakten und die Logik der Beweisführung hat der Autor ein brauchbares Instrument geschaffen, damit .... ein Bruch mit der Tradition des Feindbilddenkens von Dauer sein kann.“ Karl Odermatt, Vorwärts
„Die Geschehnisse und Zahlen, die Michael Schneider ins Bewusstsein ruft, sind erschreckend: Von den fast sechs Millionen Rotarmisten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, starben über drei Millionen in deutschen Lagern: an Seuchen und Hunger, willkürlich getötet oder „durch Arbeit vernichtet“ in Kohlegruben, Bergwerken und unterirdischen Rüstungsfabriken. ... Zum Schreckensbild dieser Vernichtungschronik gehört andererseits hinzu, dass die deutsche Industrie in großem Maßstab an den „durch Arbeit vernichteten“ Ostarbeitern verdient hat, insbesondere die großen deutschen Konzerne, die die Zwangsarbeiter aus dem Osten wie Sklaven hielten. ... Es waren die ca. 14 Millionen Zwangsarbeiter, die den westdeutschen Konzernen und Großbanken in diesem Jahrhundertgeschäft solche Gewinne erarbeiteten, dass sie nach dem Krieg auch damit die Wirtschaft wieder ankurbeln konnten. ...“ Stephan Reinhardt, Hessischer Rundfunk
„Gegen die Aufrechnungs- und Schlussstrichmentalität ist Schneiders Buch geschrieben, vor allem aber gegen die heimliche Rangordnung unter den Opfern des Faschismus. Auschwitz wurde zur Kenntnis genommen, damit man umso gründlicher vergessen konnte, was in der Sowjetunion geschah ... Michael Schneider hat ein Buch geschrieben, das Pflichtlektüre an den Schulen sein müsste. Er hat aber auch ein Buch geschrieben, das die Stimmung im Westen meilenweit verfehlt und trotzdem zur rechten Zeit kommt.“ Gerd Fuchs, Literatur konkret
|